Adele Spitzeder – eine Frau, die Bayern fast in den Bankrott trieb

Adele Spitzeder war die Tochter einer angesehen Künstlerfamilie und bemühte sich vergeblich eine große Schauspielerin zu werden. Ständig in Geldsorgen versuchte sie sich als Bankerin. Sie wurde zu einem wesentlichen Teil der sogenannten Gründerkrise von 1873, der ersten großen Finanzkrise in Deutschland.

Die Geschichte

Die ganze Geschichte begann 1868. Die verarmte Adele Spitzeder versprach der Frau eines Zimmermanns zehn Prozent Zinsen pro Monat, wenn sie ihr ihr Geld anvertraute. Die ersten Monatsraten zahlte Adele Spitzeder der Frau aus, die dies sofort weitererzählte. Immer mehr Menschen kamen zur Spitzederin – wie Sie genannt wurde – und brachten ihr Geld vorbei. Waren es anfangs noch kleine Beträge, wurde es im Laufe der Zeit immer mehr.

Schließlich gründete sie eine Bank und ließ sich als geniale Bankerin feiern. Den großen alteingessenen Banken gefiel das gar nicht. Die „Spitzedersche Privatbank“ spätere Dachauer Bank wurde innerhalb kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Großunternehmen. Viele Kunden aus ganz Bayern und sogar ganze Gemeinden verließen ihre Hausbank und vertrauten ihr ihr Geld an.

Der Bankrott

Am 12. November 1872 kam es dann zur Katastrophe. Eine Gerichtskommission ließ wegen „betrügerischen Bankrotts“ mit großem Polizeiaufgebot die „Dachauer Bank“ schließen. Adele Spitzeder und einiger ihrer Angestellten kamen in Haft und wurde wegen Betrugs verurteilt. Bei der Überprüfung der Vermögenssituation der Bank ergab sich eine Überschuldung von acht Millionen Gulden (heute etwa 400 Millionen Euro). Weit über 30.000 Gläubiger verloren ihre gesamten Ersparnisse und einige wählten deshalb sogar den Freitod. Viele bayerischen Gemeinden, die eigentlich das große Geld erhofften, gingen Bankrott. Und kurzweilig stürzte sie auch den bayerischen Staat in eine Finanzkrise.

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